Natürlich spielt die Differenz der zugefügten Energie und der verbrauchten Energie eine entscheidende Rolle. Es ist aber lange nicht alles. Hier ein paar Punkte, die ich für wichtig halte:
1. Das entscheidenste Thema ist die Insulinresistenz, die eine Gewichtzunahme bzw Probleme bei der Gewichtsabnahme verursacht. Hier spielt die Fruktose eine entscheidende Rolle. Diese ist überweigend in Haushaltszucker, der aus 50% Glukose und 50% Fruktose besteht, und natürlich in Früchten enthalten. Fruktose wird, wenn in heute üblichen Mengen und Konzentrationen verzehrt, von der Leber in Fett umgewandelt und zuerst in der Leber und dem viszelalen Fett, dem Bauchfett, abgelagert. Das Fett in der Leber und das viszerale Fett führen zur Insulinresistenz der Körperzellen, was zur Folge hat, daß die Bauchspeicheldrüse sehr viel mehr Insulin produzieren muss, um die gleich Menge Glukose in die Zellen zu tranportieren. Je nach Fettmenge das Doppelte bis 5 fache ! Da Insulin als Fett-Einlagerungs-Hormon bzw. als Fett-Verbrennungs-Verhinderungs-Hormon fungiert, kann man sich vorstellen, dass damit das Abnehmen fast unmöglich ist. Das die Bauchspeicheldrüse irgendwann auch mal "den Geist aufgibt" (=Diabetis 2) kann man sich gut vorstellen. Die Insulinsensitivität von Zellen kann man übrigens besonders mit Ausdauersport sehr gut verbessern.
2. Weiterhin ist prinzipiell die ständige Zufuhr von raffinierten Kohlenhydraten nicht gut. Diese werden deutlich schneller verstoffwechselt und führen, abgesehen von Punkt 1, zu einem schnelleren Blutzucker-(Glukose)-anstieg und noch mal zu einem höheren Insulinspiegel. Beim Verdauen von raffinierten Kohlenhydraten, besonders Zucker und Weißmehl, steigt der Insulinspiegel um ein Mehrfaches an, im Vergleich zu komplexen Kohlenhydraten. Bei komplexen Kohlenhydraten sind die Kohlenhydrate in Ballaststoffe eingelagert und brauchen viel länger um herausgelöst zu werden. Der erhöhte Insulinspiegel wirkt wie ein Fetteinlagerungs-Booster. Dazu kommt dann noch, daß übergewichtige Menschen aufgrund der oben genannten durch Leber- und viszerales Fett verursachte Insulinresistenz, sowieso einen höheren Insulinspiegel haben.
3. Die Energiemenge von Lebesmitteln wird mit einem Bombenkalorimeter gemessen, d.h. ein Lebensmittel wird unter bestimmten Bedingungen verbrannt und die freiwerdende Energiemenge gemessen. Die Energieaufnahme des Körpers ist jedoch anders. Z.B werden von Mandeln 30% weniger Kilokalorien (kcal) vom Körper aufgenommen. Das trifft besonders für vollwertige und pflanzliche Lebensmittel zu.
4. Sport, besonders strukturiertes Ausdauertraining verbraucht nicht nur Kalorien sondern verbessert die Insulinsensitivität (langsame Läufe) und erhöht den Grundumsatz (Intervalltraining).
5. Einen ähnlichen Effekt auf den Grundumsatz hat eine höhere Muskelmasse.
6. Übergewicht hat auch was mit Mikronährstoffmangel zu tun. Wenn man dem Körper leere Kohlenhydrate zuführt, ist es nicht verwunderlich, wenn er weiter nach Vitalstoffen schreit. Das macht er über Hungersignale. Weiterhin kurbeln Vitalstoffe den Stoffwechsel an. Fehlende Vitalstoffe verlangsamen den Stoffwechsel.
7. Übergewicht hat auch was mit Übersäuerung zu tun. Wenn der Körper übersäuert ist, funktioniert der Stoffwechsel nicht optimal. Außerdem deponiert der Körper Rückstände aus der Kompensation der Übersäuerung, die er nicht schafft auszuscheiden, im Bindegewebe und im Fettgewebe, also weit weg von lebenswichtigen Organen. Er wehrt sich natürlich „mit Händen und Füßen“ dagegen, diese Rückstände beim Abnehmen wieder freisetzen zu müssen, da er weiß, er hat den Mist schon beim Entstehen nicht ausscheiden können. Zur Übersäuerung gibt es noch einen separaten Artikel.
8. Xenobiotika. Siehe einen früheren Artikel: wir sind heute sehr vielen Fremdstoffen ausgesetzt: Lebensmittelzusätze, Microplastik, Pestizide, Medikamente, Kosmetik, Antibiotika, das den Tieren gegeben wird, Kleidungsfarbstoffe, Luftverschmutzung, Möbelausdünstungen. Diesen ganzen Kram muss der Körper auch wieder ausscheiden. Das unsere Ausscheidungsorgane heute sowieso überlastet sind, hatte ich schon im Punkt oben geschrieben. Xenobiotika tragen zu dem Problem zusätzlich noch bei. Der Körper blockiert dadurch den Abbau von Fett.
9. Zu wenig trinken führt dazu, dass der Körper die oben erwähnten Rückstände aus dem Binde- und Fettgewebe nicht richtig abtransportiert kann und er sich damit gegen das Abnehmen wehrt. Ausreichend trinken dämpft auch leicht den Hunger.
10. Dauerstress führt zu einer erhöhten Cortisolausschüttung, was wiederum den Appetit auf hochkalorische Nahrung erhöht und die Fettverbrennung reduziert.
11. Als letzten Punkt ein Thema, was immer mehr Bedeutung gewinnt: die Zusammensetzung der Darmbakterien. Zucker fördert die Ausbreitung von Bakterien der Stämme Firmicutes und Actinobactetia die das sogenannte Protein FIAF oder Fasting-Induced Adipose Factor unterdrücken können. Das wiederum führt zur Fetteinlagerung. Umgedreht führt der Bakterienstamm Bacteriodetes zu mehr FIAF, d.h. zu mehr Fettverbrennung. Bacteriodetes fütterst du mit löslichen Ballaststoffen. Die Wissenschaft läuft sich bei der Untersuchung der Darmflora gerade erst richtig warm und vieles ist noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist jedoch, dass die Vielfalt / Diversität und die Zusammensetzung der Darmflora einen massiven Einfluss auf das Übergewicht und viele Zivilisationskrankheiten hat. Das Thema Darmflora werde ich aber noch mal separat beschreiben, da es wesentlich umfangreicher ist.
D.h. beim Abnehmen ist mit Sicherheit eine Kalorie nicht gleich eine Kalorie. Wer sich überwiegend pflanzlich vollwertig und damit basenüberschüssig, antioxydanten- und ballaststoffreich UND ZUCKERARM ernährt, kann sich immer sattessen und wird, eine Mindestmenge (Ausdauer-)Sport vorausgesetzt, trotzdem abnehmen…. langsam aber sicher.